Montag, 27. Oktober 2025

Legedarmentfernung

 Legedarmentfernung



(erstellt von Tanja)


Häufig liest man, dass eine Henne so viele Eier legt, dass es u.U. gesundheitsschädigend für sie werden könnte. Leider liest man genauso häufig immer wieder den "Rat" die Henne "kastrieren" zu lassen. Kastrieren würde im Fall eines Agas bedeuten, dass der Henne der Legedarm bei einer OP entfernt wird.
Gerne werden aber hier die Komplikationen und die Nachteile übersehen bzw. nicht benannt.

Eine Legedarmentfernung sollte ausschließlich dann in Betracht kommen, wenn eine Henne unter Legenot leidet oder ein Fachtierarzt dringend zu der OP rät. Hier kann dann in Rücksprache mit dem Tierarzt der Legedarm entfernt werden. Oft weist der Legedarm bei einer Legenot auch schon so hochgradige Entzündungen auf, dass er sogar entfernt werden MUSS um das Leben des Tieres zu retten.
Eine Legedarmentfernung ist eine hochriskante Operation. Vögel reagieren allgemein sehr empfindlich auf eine Narkose. Häufig sackt ihr Kreislauf auch noch Stunden oder Tage nach der OP zusammen. Daher sollten erst alle anderen Alternativen versucht werden um eine brutlustige Henne vom Brutgeschäft abzubringen. Die anderen Alternativen werde ich im Folgenden aufzeigen.
Doch zunächst zur Vorgehensweise der Legedarmentfernung:
Bei der Legedarmentfernung wird ein großer Bauchschnitt gemacht um die Bauchhöle zu eröffnen. Der Legedarm (und das evlt. vorhandene Ei) werden entfernt und beide Legedarmenden werden zugenäht. Die Bauchwunde wird anschließend wieder vernäht. Wie auf dem Foto deutlich zu sehen ist, kommt es häufig zu starken Blutergüssen unter der Haut nach der OP. Die Tiere sind tagelang noch geschwächt und schlafen sehr viel. Häufig beißen frisch operierte Tiere ihre Wunden wieder auf, so dass noch zusätzlicher Stress entsteht, indem man den Kleinen eine Halskrause anlegen muss. Wenn der Halter es nicht unmittelbar sieht, dass das Tier die Wunde eröffnet hat kann es auch passieren, dass das Tier an den Blutungen verstirbt.



Die Hennen müssen nicht selten noch 2 Tage beim Tierarzt unter Beobachtung
bleiben, da sie häufig Probleme mit dem Kreislaufsystem und beim Kotabsatz
haben.


Die Legedarmentfernung und die Nachteile, die bedacht werden müssen:
Durch eine Legedarmentfernung verhindert man zwar zukünftig dass die Henne
Eier legen wird, aber sie wird nach wie vor in Brutstimmung kommen und sich
so verhalten, als wenn sie noch Eier legen könnte. Sie wird starke Aggressivität
zeigen, ein Nest bauen, oder wie diese Henne hier, sogar imaginäre
(nicht vorhandene) Eier bebrüten.


Dieses Verhalten kommt daher, weil nur der Legedarm entfernt wurde, aber nicht
die Eierstöcke. Diese können bei Agaporniden nicht entfernt werden, da sie zu
klein sind und beim Entfernen starke und nicht stillbare Blutungen verursachen
würden. Die Eierstöcke sind aber für den Hormonhaushalt der Hennen zuständig
und regulieren quasi die Brutstimmung.


Ein weiterer großer Nachteilist, dass sich während der Brutphase trotzdem Eifolikel auf den Eierstöcken ansetzen, diese können wegen des fehlenden Legedarms allerdings nicht abtransportiert werden. Je häufiger eine Henne also nach einer Legedarmentfernung in Brutstimmung kommt, desto höher ist das Risiko das sich die Eierstöcke entzündlich verändern und sich in dieser Folge sogar Tumore auf ihnen bilden können, da die Folikel sich immer weiter darauf bilden. Hier muss man regelmäßig darauf achten, dass diese Hennen wenn möglich nicht mehr in Brutstimmung kommen. Dies ist allerdings sehr schwierig konsequent zu unterbinden.

Mögliche Alternativen zur Legedarmentfernung:
Andere und deutlich unkompliziertere Maßnahmen, die bei einer ständig brutigen Henne in Betracht kommen sind:
  • Runterfahren des Brutdrangs (Futterreduzierung, Tageslichtreduzierung, kein Anbieten von Nistmaterial und/oder Höhlen)
  • Weitere Artgenossen hinzu holen oder ein einzelnes Pärchen in einen Schwarm geben, da Langweile und zu viel Ruhe in einem Schwarm deutlich reduziert werden
  • Hormonelle Behandlung (ausschließlich in Absprache mit einem Fachtierarzt)
  • Küken nachziehen lassen (in Absprache mit dem Fachtierarzt und ausschließlich nur dann, wenn man sich vorher ausreichende Informationen zur Zucht eingeholt und gut darauf vorbereitet hat und der Platz für weitere Tiere vorhanden ist)

Dieser Beitrag soll deutlich aufzeigen, dass es andere Alternativen zur Legedarmentfernung gibt bzw. dass die Legedarmentfernung kein "Allheilmittel" ist. Sogar ganz im Gegenteil: Die OP ist hoch riskant und an der Brutstimmung der Tiere ändert es nichts. Lediglich werden keine Eier mehr gelegt, aber wie zuvor aufgezeigt, gibt es diverse hochgradige Nachteile und Gefährdungen für das Tier nach einer Legedarmentfernung.

Daher bitten wir die User solch einen Ratschlag KEINESFALLS als erste Brutverhinderungs-Alternative aufzuzeigen. Die Konsequenzen können verheerend sein.

Mittwoch, 26. März 2025

Gedanken zur Zucht für Privat-Vogelhalter + Gedanken zur Handaufzucht


Mit diesen Grundgedanken sollte sich jeder beschäftigen, ehe er mit einer Zucht beginnt. (Link zur Datei und Kommentare zu dem Beitrag auf Facebook *klick*) Warum wird immer davor gewarnt , was alles passieren kann während der Brut?
(von Paul Konopka) - *klick*


"Warum KEINE Handaufzucht?" Dazu kann man hier wichtige Gedanken lesen:
Das Leid der Handaufzuchten (von Doro) - *klick*
Negative Folgen der Handaufzucht - *klick* Verhaltensauffälligkeiten nach einer Handaufzucht - *klick* Gefahren bei einer Handaufzucht - *klick* Handaufzucht als lebensrettende Maßnahme (Not-Handaufzucht) - *klick* Nein zur kommerzieller Handaufzucht - *klick* Notfall - Leitfaden für eine Handaufzucht - *klick* (gilt auch für Agaporniden) Besonders gegen Aufnahme nicht futterfester Vögel spricht dieser Beitrag vom kleinen Han (von Patrick Vogeler) - *klick* Warum Arterhaltung wichtig ist - *klick* und hier *klick*


Samstag, 3. Dezember 2022

Tannenbaum / Tanne

 



Passend zur Jahreszeit und weil es immer wieder Fragen gibt, hier nochmal ein paar Gedanken dazu.....

Natürlich dürfen unsere Piepser Tanne knabbern, sie ist wegen ihren ätherischen Ölen sogar sehr gesund. Leider aber werden alle im normalen Handel angebotenen Bäume, Zweige (die man zum Dekorieren kauft`) und auch die Kränze mit Insektiziden und Fungiziden behandelt, damit sie auch möglichst lange halten. Je größer die Anbaufläche, je mehr MUSS eingesetzt werden. Permethrin, mit dem sie besprüht werden, kann schlimme Nervenschäden bei Vögeln verursachen. Selbst wenn man den Baum vorher heiß abwaschen würde oder ihn erst nach Weihnachten zu dem Vögeln gibt, reicht das nicht aus, damit alle Schadstoffe wieder austreten.
Auch Aussagen von Verkäufern an normalen Weihnachtsbaum-Ständen, im Baumarkt oder Blumenhandel, dass ihre Tannen unbehandelt sind, würde ich nicht einfach so glauben. Niemand von ihnen wird den Verlust seines Gewinnes riskieren, weil er der Sitkafichtenlaus oder die Nadelbräune nicht vorgebeugt hat. Generell gilt, dass die Rückstände dieser Mittel in den Zweigen zwar unter dem erlaubten Mindestwert liegen. Aber wenn die Zweige ins warme Zimmer kommen gehen die Spaltöffnungen auf und sie gasen aus, bzw. setzen ihre ätherischen Öle frei, was dann so gut riecht. Auf diesem Wege können jedoch auch die Pestizide in die Wohnungsluft gelangen. Für Menschen sind diese Werte soweit zwar unbedenklich, aber für unsere Agas nur bis zu einem gewissen Maße. Also bitte niemals Tannenzweige aus dem Blumenhandel an Agas verfüttern oder damit den Käfig dekorieren, erst recht nicht, wenn die Vögel dann auch noch daran knabbern.
Natürlich gibt es mittlerweile Bäume, die nicht gespritzt werden, aber leider sind das noch zu wenige und man muss aufpassen, dass es sich auch wirklich um einen ungespritzten Baum handelt. Unbehandelte Bäume erkennt man am FSC-Siegel oder den Labeln der ökologischen Anbauverbände Bioland, Demeter oder Naturland. Dort werden die Bäume von Schafen "sauber" gehalten, d.h., diese fressen das Unkraut und durch deren Wolle, die in den Nadeln hängen bleibt, setzt sich kein Ungeziefer in den Bäumen fest. In nachfolgendem kleinen Video von "WDR Lokalzeit" kann man das gut sehen.





Freitag, 20. August 2021

Megabakteriose (Megas)

Macrorhabdiose (Megas)




Megabakteriose (kurz auch Megas genannt) oder auch als Going-Light-Syndrom (GLS) bezeichnet kann jeden von uns treffen und gehört heute leider zu den häufigsten Krankheiten unserer Vögel. Man geht heute davon aus, dass 60 - 90 % alle unserer Vögel bereits Megas in sich tragen, weshalb das Thema auch so wichtig ist, denn wenn es erst einmal ausgebrochen ist, dass ist es ein schwerer Kampf.

Macrorhabdiose ist ansteckend und verläuft oft schubweise. Ein erkranktes Tier kann zeitweilig beschwerdefrei sein, so dass man annehmen könnte, es handle sich um einen kerngesunden Vogel. Auch ein zunächst gesund erscheinendes Tier, welches neu in einen Schwarm einzieht, könnte die Krankheitserreger auf diese Weise unbemerkt einschleppen. Deshalb ist diese Krankheit einfach so tückisch, denn sie fällt oft nicht gleich auf.
Megas treten oft auch als Begleiterkrankung auf, wenn andere Erkrankungen vorliegen oder die Ernährung nicht stimmt und demzufolge das Immunsystem geschwächt ist. Bei Ausbruch der Erkrankung muss die Ernährung umgestellt werden, um dauerhaft das Immunsystem (welches im Darm sitzt…..deshalb auch immer die Aussage „Gesundheit kommt vom Darm“) zu stärken, damit der erkrankte Vogel mit den Pilzen fertig werden kann und ein Erfolg der Behandlung bestehen bleibt.
Die gängigste Behandlung beim TA erfolgt mit der Gabe von Ampho Moronal, bei der zwar die Pilze vorerst bekämpft werden, es aber zu keiner langanhaltenden Stärkung der Magen- und Darmschleimhaut kommt, weswegen es schnell wieder zu neuen Schüben mit diesen Pilzen kommen kann. Deshalb ist es also das Wichtigste, diese geschädigte Magenschleimhaut wieder aufzubauen und zu stärken.
Entschließt man sich zur Gabe von Ampho Moronal, ist es wichtig, dass man während der gesamten Behandlung auf Grit, Heilerde und Mineralblöcke verzichtet, da diese die Wirkung des Medikamentes herabsetzen, ggf. auch völlig außer Kraft setzen können. Eine Gabe übers Trinkwasser empfiehlt sich nicht, da während dieser Zeit auf alle gesunden frischen Sachen (Gemüse und Co) verzichtet werden müsste, damit es gewährleistet ist, dass die Vögel ausreichend von dem Medikament trinken. D.h., gerade all die gesunden Sachen, die zum Aufbau der Magenschleimhaut wichtig sind, könnten in dieser Zeit nicht gegeben werden.
Stärkung der Magen- und Darmschleimhaut (was sich bei meinen Agas sehr bewährt hat):
Megabakteriose ist leider nicht heilbar, aber mit einer gesundenErnährung kann man versuchen, die betroffenen Vögel zu stärken und ihnen eine noch gute Zeit zu geben. Für alle anderen Vögel ist diese Vorgehensweise zugleich ein guter Schutz, damit diese Krankheit niemals bei ihnen ausbricht.

Mittwoch, 5. Mai 2021

Wie hält man seinen Vogel richtig und wie verabreicht man ihm Medizin



(Erstellt von Sylvia Albert)
Manchmal es ist nötig, einen seiner Vögel in die Hand zu nehmen, um.....
  • seinen Gesundheitszustand abzuchecken
  • ihm Medizin oral (in den Schnabel) zu verabreichen
  • ihm eine Feder aus dem Bürzel (Schwanz) für einen DNA-Test zu zupfen
Dabei ist es wichtig, dass der jeweilige Vogel ruhig und sicher in unserer Hand liegt und sich möglichst nicht zappelnd befreien will. Ein Handtuch oder Handschuhe brauchen wir bei unseren kleinen Vögeln nicht 😄, das ist etwas für die großen Verwandten (Aras und Co), die ganz anders zulangen können. 😭
Danke an Sylvia und Chef Zwockel, die uns hier anschaulich zeigen, wie es am besten funktioniert.
Der DREI-FINGER-GRIFF

Den Daumen rechts, Mittelfinger links und den Zeigefinger über den Kopf legen.


So kann der Pieper die Federlosen NICHT beißen 😄


Medizin-Gabe, auch eine Herausforderung 🤪


Seitlich am Schnabel ist eine kleine Öffnung, dort
kann man gut die Medizin eingeben. Wenn ein
Pieper seinen Schnabel partout nicht öffnen will,
kann man mit den Daumennagel etwas nachhelfen
und schwupp ist das Medikament im Schnabel.


Spritzen mit kleine Zitzenkanülen, die sind super 👍


Dann gibt es auch Agaporniden die einfach ihre Medis NICHT schlucken wollen. 🙄 In dem Fall einfach am Unterschnabel leicht massieren und schon ist der Schluckreflex da. 😁


Bürzelfeder zupfen für den DNA-TEST 😉


Auch wenn es mal schnell gehen soll, so lieber nicht........BÖSE FALLE, denn so kann ein Pieper voll in die Finger beißen. 😂




Den Originalbeitrag von Sylvia findet ihr hier...... *klick*



























 Agaporniden und Artenschutz
(Nachweispflicht und Meldepflicht)



(Erstellt von Tanja)
Vielen Haltern ist gar nicht bewusst, dass sie artgeschützte Tiere zuhause haben (mit Ausnahme der Rosenkopfhalter). Ob man sich an alle gesetzlichen Vorgaben hält oder nicht, das überlasse ich jetzt einfach mal jedem selbst, dennoch denke ich, dass alle Agahalter über die artenschutzrechtlichen Vorschriften Kenntnis haben sollten. Daher habe ich mal einige erklärende Dinge zum Thema:

Agaporniden und Artenschutz verfasst:

Die gesetzlichen Vorschriften des Artenschutzes umfassen mit Ausnahme der Rosenköpfchen alle Agapornidenarten. Bei den artenschutzrechtlichen Regelungen sind zwei Dinge zu unterscheiden: Die Nachweispflicht und die Meldepflicht.
Nach der EG-Verordnung 338/97 sind außer den Rosenköpfchen ALLE Agapornidenarten in Anhang B als besonders geschützt gelistet.

Nachweispflicht:
Gemäß § 46 Abs. 1 Nr. 1 Bundesnaturschutzgesetz liegt eine Nachweispflicht für besonders geschützte Tiere vor (zur Erklärung:
zu dem Begriff besonders geschützte Arten, zählen auch die streng geschützten Arten). Dieser Nachweis wird in Form von Herkunftsnachweisen (z. B. Züchternachweis) in Verbindung mit einer Kennzeichnung geführt. Hierbei ist zu beachten, dass das Erdbeerköpfchen ausschließlich mit einem geschlossenen Artenschutzring zu versehen ist - siehe Anlage 6 Bundesartenschutzverordnung - (eine offene Beringung muss behördlich genehmigt werden).
Ein Herkunftsnachweis muss folgende Angaben enthalten: Tierart, Anzahl, Schlupfdatum, Geschlecht (falls bekannt), Herkunft (z. B. DNZ, Einfuhrnr. usw.), Kennzeichen, Angabe zu den Elterntieren, Name und Anschrift des Verkäufers und Käufers.

Meldepflicht:
Neben der Nachweispflicht, gibt es noch gem. § 7 Abs. 2 Bundesartenschutzverordnung die Meldepflicht für artgeschützte Tiere. Bei den Agaporniden fallen folgende Arten hierunter:
Erdbeerköpfchen, Orangeköpfchen, Grauköpfchen und Grünköpfchen. Diese Arten müssen unverzüglich nach Beginn der Haltung bei der
zuständigen Naturschutzbehörde schriftlich angemeldet werden. Hierzu ist auch eine Kopie des Herkunftsnachweises einzureichen. Jedwede Veränderungen der Tiere (z. B. Verkauf, Tod) sind ebenfalls unverzüglich schriftlich bei der Behörde zu melden.

Pfirsich,- Schwarz- und Rußköpfchen sowie Taranta-Bergpapageien sind hingegen nicht meldepflichtig. Diese Arten sind in der
Anlage 5 der Bundesartenschutzverordnung von der Meldepflicht ausgenommen worden.

Hier ist aber eines zu beachten: die Ausnahme von der Meldepflicht entbindet nicht von der Nachweispflicht. Auch wenn diese 4 Arten von der Meldepflicht ausgenommen worden sind, ändert sich nichts an ihrem Schutzstatus und den daraus folgenden artenschutzrechtlichen Vorschriften.
Rechtsgrundlagen: