Legedarmentfernung
Gerne werden aber hier die Komplikationen und die Nachteile übersehen bzw. nicht benannt.
Eine Legedarmentfernung sollte ausschließlich dann in Betracht kommen, wenn eine Henne unter Legenot leidet oder ein Fachtierarzt dringend zu der OP rät. Hier kann dann in Rücksprache mit dem Tierarzt der Legedarm entfernt werden. Oft weist der Legedarm bei einer Legenot auch schon so hochgradige Entzündungen auf, dass er sogar entfernt werden MUSS um das Leben des Tieres zu retten.
Doch zunächst zur Vorgehensweise der Legedarmentfernung:
Bei der Legedarmentfernung wird ein großer Bauchschnitt gemacht um die Bauchhöle zu eröffnen. Der Legedarm (und das evlt. vorhandene Ei) werden entfernt und beide Legedarmenden werden zugenäht. Die Bauchwunde wird anschließend wieder vernäht. Wie auf dem Foto deutlich zu sehen ist, kommt es häufig zu starken Blutergüssen unter der Haut nach der OP. Die Tiere sind tagelang noch geschwächt und schlafen sehr viel. Häufig beißen frisch operierte Tiere ihre Wunden wieder auf, so dass noch zusätzlicher Stress entsteht, indem man den Kleinen eine Halskrause anlegen muss. Wenn der Halter es nicht unmittelbar sieht, dass das Tier die Wunde eröffnet hat kann es auch passieren, dass das Tier an den Blutungen verstirbt.
Die Hennen müssen nicht selten noch 2 Tage beim
Tierarzt unter Beobachtung
bleiben, da sie häufig Probleme mit dem Kreislaufsystem und beim Kotabsatz
haben.
Die Legedarmentfernung und die Nachteile, die
bedacht werden müssen:
Durch eine Legedarmentfernung verhindert man
zwar zukünftig dass die Henne
Eier legen wird, aber sie wird nach wie vor in
Brutstimmung kommen und sich
so verhalten, als wenn sie noch Eier legen könnte.
Sie wird starke Aggressivität
zeigen, ein Nest bauen, oder wie diese Henne
hier, sogar imaginäre
(nicht vorhandene) Eier bebrüten.
Dieses Verhalten kommt daher, weil nur der Legedarm entfernt
wurde, aber nicht
die Eierstöcke. Diese können bei Agaporniden nicht entfernt
werden, da sie zu
klein sind und beim Entfernen starke und nicht stillbare
Blutungen verursachen
würden. Die Eierstöcke sind aber für den Hormonhaushalt
der Hennen zuständig
und regulieren quasi die Brutstimmung.
Ein weiterer großer Nachteilist, dass sich während der Brutphase trotzdem Eifolikel
auf den Eierstöcken ansetzen, diese können wegen des fehlenden Legedarms
allerdings nicht abtransportiert werden. Je häufiger eine Henne also nach einer
Legedarmentfernung in Brutstimmung kommt, desto höher ist das Risiko das
sich die Eierstöcke entzündlich verändern und sich in dieser Folge sogar Tumore
auf ihnen bilden können, da die Folikel sich immer weiter darauf bilden. Hier
muss man regelmäßig darauf achten, dass diese Hennen wenn möglich nicht mehr
in Brutstimmung kommen. Dies ist allerdings sehr schwierig konsequent zu
unterbinden.
Andere und deutlich unkompliziertere Maßnahmen, die bei einer ständig brutigen Henne in Betracht kommen sind:
- Runterfahren des Brutdrangs (Futterreduzierung, Tageslichtreduzierung, kein Anbieten von Nistmaterial und/oder Höhlen)
- Weitere Artgenossen hinzu holen oder ein einzelnes Pärchen in einen Schwarm geben, da Langweile und zu viel Ruhe in einem Schwarm deutlich reduziert werden
- Hormonelle Behandlung (ausschließlich in Absprache mit einem Fachtierarzt)
- Küken nachziehen lassen (in Absprache mit dem Fachtierarzt und ausschließlich nur dann, wenn man sich vorher ausreichende Informationen zur Zucht eingeholt und gut darauf vorbereitet hat und der Platz für weitere Tiere vorhanden ist)
Dieser Beitrag soll deutlich aufzeigen, dass es andere Alternativen zur Legedarmentfernung gibt bzw. dass die Legedarmentfernung kein "Allheilmittel" ist. Sogar ganz im Gegenteil: Die OP ist hoch riskant und an der Brutstimmung der Tiere ändert es nichts. Lediglich werden keine Eier mehr gelegt, aber wie zuvor aufgezeigt, gibt es diverse hochgradige Nachteile und Gefährdungen für das Tier nach einer Legedarmentfernung.
Daher bitten wir die User solch einen Ratschlag KEINESFALLS als erste Brutverhinderungs-Alternative aufzuzeigen. Die Konsequenzen können verheerend sein.



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